R.I.P
er Bestsellerautor starb im Alter von 66 Jahren. Berühmt geworden war der US-Amerikaner durch Thriller, die er fachkundig im Geheimdienst- und Armeemilieu ansiedelte.
Die Brille war sein Schicksal, deshalb wurde der Postbotensohn Tom Clancy nicht Kommandant eines Kampfpanzers oder U-Boots, sondern Versicherungsvertreter. Bis er sich «intellektuell unterfordert» fühlte und über die Welt schrieb, die ihn selbst faszinierte: Das Militär.
Mit Anfang 30 hatte Clancy keine Lust mehr auf Policen und tauchte in die Welt der Marine ab. Er verschlang Karten und Handbücher, sprach mit Experten und stellte Seeschlachten nach. Ja selbst in den ersten Videospielen übte er sich in Taktik. Das Ergebnis war ein Buch über einen Sowjetkapitän, der mit seinem Atom-U-Boot zu den Amerikanern überläuft: «Jagd auf Roter Oktober».
Das Buch verkaufte sich blendend und Millionen wollten Sean Connery und Alec Baldwin im Film sehen. In den letzten Zügen des Kalten Krieges erzählte Clancy den Konflikt glaubwürdig, fast unblutig und vor allem spannend. Selbst Marineexperten waren erstaunt, woher der Versicherungsagent sein Wissen hatte.
Ein Kinderspiel
Für Clancy war es eine Flucht aus der langweiligen Realität in eine Welt, die er für viel spannender hielt: «Ich mag Schreiben», sagte er schon 1986 in einem Fernsehinterview. «Ich hatte noch nie so viel Spass. Man kann seine eigene kleine Welt bauen, wie als Kind mit der Eisenbahn. Aber statt Eisenbahnen habe ich Panzer und Schiffe und Flugzeuge und all dieses Zeug.»
Clancy liess hohe Sowjetoffiziere für die Amerikaner spionieren, schmuggelte Atombomben in die USA und liess seinen Star, CIA-Agent Jack Ryan, den britischen Thronfolger retten, eine Verschwörung um Drogenkartelle aufdecken und ihn sogar zum Präsidenten aufsteigen. Etwas abseits steht «Im Sturm» - Clancys Simulation, wie wohl ein Dritter Weltkrieg ausgesehen hätte. Erschreckend real.
Ein Waffennarr
Natürlich gewannen die Guten, wie immer bei Clancy. Genau das warfen ihm seine Kritiker auch vor, dass letztlich die Handlung vorhersehbar ist und zu guter Letzt CIA oder Marines oder Weisses Haus - oder wer auch immer mit den Stars and Stripes rumfuchtelt - gewinnt.
Unumstritten war Clancy nie. Er verherrliche Waffen und Militär, war die häufigste Kritik. In der Tat gab das lebenslange Mitglied des Waffenclubs NRA gern einfache Antworten auf komplexe Fragen: Wenn die Guten, also die USA, die Stärksten seien, müsse man sich doch um Feinheiten nicht kümmern.
Kein Wunder, dass er bei den «Simpsons» aufs Korn genommen wurde: Als eine Figur mit Clancy-Büchern verprügelt wird, sagt sie: «Das schmerzt weniger, als sie zu lesen.» Der Autor nahm es mit Humor: Clancy sprach sich selbst.
Beste Kontakte zu Geheimdiensten
Zu Streitkräften und Geheimdiensten hatte Clancy durch seine Romane beste Kontakte. Angeblich so gut, dass die Dienste dem Autor schon mal vertrauliche Informationen zukommen liessen. «Es gibt Dinge, die ich weiss, die ich niemals in einem Buch veröffentlichen könnte», sagte er. «Und die erschreckendsten Dinge sind nicht einmal geheim, es liest nur keiner.»
Dabei war Clancy nicht selten Prophet: In «Ehrenschuld» - sieben Jahre vor dem 11. September 2001 erschienen - lässt ein - allerdings japanischer - Terrorist eine Boeing in das Capitol in Washington stürzen, Hunderte sterben.
Die Handlung habe einfach auf der Hand gelegen, sagte Clancy. «Aber wenn mein Kram plötzlich Realität wird, ist das schon ein bisschen gruselig.» Dabei gebe es zwischen Realität und der Fiktion eines Romanautors einen grossen Unterschied: «Die Fiktion muss Sinn ergeben.»